Heute sind wir, das heißt Ramon und ich, zu dem Lager gegangen. Nachdem es einigermaßen sicher ausgesehen hat, als wir es beobachtet haben, beschlossen wir es uns näher anzusehen. Einzig der Fakt, dass von Thomas, bis zu dem Zeitpunkt des Aufbruchs, noch kein Lebenszeichen vorhanden war, machte uns etwas sorgen. David ist bei den Frauen geblieben, falls Probleme auftreten sollten, hat er gemeint. Ramon und ich haben uns mit jeweils einem Speer und dem Messer von mir ausgerüstet und haben zwei Holzplatten, die wir aus einem Kasten geschlagen haben, in unsere Rucksäcke gepackt, die uns ein wenig Schutz vor Angreifern von hinten gewährleisten sollten.
Auf dem Weg zu dem Lager haben wir versucht von Deckung zu Deckung zu laufen, denn man weiß ja nie was einen beobachten könnte. Es hat sich herausgestellt, dass der Aufwand gar nicht nötig gewesen wäre, denn als wir im Lager angekommen sind, haben wir ein bereits bekanntes Bild vor Augen gehabt. Alles war verlassen. Keine Menschen, nichts was man brauchen könnte, zumindest nicht außerhalb der Hütten. Auf der Feuerstelle lagen nur noch verkohlte Holzreste, sonst nichts. Keine Menschenleichen oder sonstige Kadaver. Ich war wirklich erleichtert das zu sehen.
Nachdem wir die Feuerstelle genauer betrachtet und nichts gefunden haben, beschlossen wir die einzelnen Hütten zu durchsuchen. Erst haben wir überlegt, ob wir das separat machen sollen, haben sich aber darauf geeinigt, dass das zu riskant wäre.
In den Hütten haben wir leider auch nichts brauchbares gefunden, nur ein paar alte Feldbetten, Tische, Stühle und Kästen. Alles viel zu sperrig und unhandlich zum transportieren. Als wir alle Hütten durchsucht hatten, blieb uns nur noch ein Gebäude. Es war größer als die anderen und stand auch etwas zentraler. Offensichtlich wurde es als Kantine gebraucht, denn darin fanden wir einen großen Saal in dem Reihen von Tischen und Stühlen aufgestellt waren, nur hat nichts darin gebraucht ausgesehen. Genauso war es in der Küche. Es waren zwar Ofen, Kühlschrank, Herd und so weiter darin zu finden, allerdings sah nichts benutzt aus. Nur Küchenutensilien waren keine vorhanden. Wir haben alle Schränke, in der Hoffnung Nahrung zu finden, durchsucht, hatten allerdings kein Glück. Ramon war enttäuscht und wollte schon gehen, als ich zu ihm gemeint habe, dass wir noch nicht in den Kühlschrank geschaut haben. Er hatte nichts einzuwenden und öffnete ihn, da er gerade in der Nähe stand. Als er die Kühlschranktüre geöffnet hatte, wurde er plötzlich ganz ruhig. Er hat sich die ganze Zeit mit mir unterhalten und redete fast ununterbrochen, die meiste Zeit über Sophie. Ich war wirklich erleichtert, dass er endlich zu reden aufgehört hat, bis ich gesehen habe weshalb er auf einmal still war. Ich schaute in den Kühlschrank und wünschte mir schlagartig wieder seine Stimme zu hören. Von mir aus hätte er mir auch erzählen können, wie er gestern, ganz offensichtlich, mit Sophie geschlafen hat. Alles wäre besser gewesen als dieser Anblick.
Thomas Lag in dem Kühlschrank, schön säuberlich zerteilt, so dass er ordentlich eingeschlichtet werden konnte. Wir standen beide vor der Leiche und konnten uns weder rühren noch wegschauen und als wir nach einer gefühlten Stunde wieder zu uns kamen, übergab ich mich. Ramon nahm es gelassener und meinte wir müssen sofort zu den anderen zurückkehren, was wir auch machten. Auf dem Rückweg habe ich dann realisiert, dass wir viel zu leichtsinnig geworden sind. Wir fühlen uns einfach schon viel zu sicher, weil uns jetzt schon ein paar Tage nichts mehr passiert ist und vermutlich auch, weil wir in einer Gruppe unterwegs sind. Leichtsinnig war es auch in der Wohnung im dritten Stock zu verweilen. Es ist dort viel zu unsicher. Es gibt nur einen Fluchtweg und man sieht nicht wirklich was um das Haus herum passiert. Das alles habe ich Ramon mitgeteilt und er war meiner Meinung.
Bei den anderen angekommen, haben wir unsere Sachen gepackt und sind in die andere Stadt zurück marschiert, um wieder in dem Supermarkt zu campieren. Wir haben den anderen erzählt, dass wir in dem Lager nichts zu finden war, haben aber Thomas nicht erwähnt, denn wir wollten sie nicht unnötig beunruhigen. Die Frage warum wir wieder in den Supermarkt gegangen sind hat Ramon mit unseren tatsächlichen Gründen argumentiert und alle waren einverstanden. Vielleicht sollten wir überhaupt aus der Stadt verschwinden, denn irgendwie scheint das alles zusammenzuhängen. Seit kurzem höre ich auch seltsame schrille Schreie in der Ferne. Hoffentlich bilde ich mir das nur ein, allerdings wirken sie sehr real und Lara scheint sie auch zu hören. Sie ist die Einzige die, abgesehen von mir, noch nicht schläft und ich werde mal versuchen mir ihr zu reden.
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