26. Eintrag

Ich habe also während meiner Wache noch ein paar Speere für die anderen angespitzt. Ich war sogar ziemlich schnell fertig - wenn man den dreh mal raus hat, ist es ganz leicht.
Danach konnte ich noch ein paar Stunden schlafen. Seltsam wurde es erst, als ich am Abend meine neuen Speere verteilt habe. Es haben sich alle dafür bedankt, bis auf Thomas.

Der hat nur herum gejammert, dass er jetzt auch noch dieses nutzlose Stück Holz mit sich herumschleppen muss.

Ramon ist sehr angetan von dem Speer den ich ihm gemacht habe. Er hat ihn probeweise ein paar mal herumwirbeln lassen und mehrmals in die Luft gestochen. Seine ganze Körperhaltung während er das gemacht hat wirkte so, als ob er genau weis, was er macht. Naja, wie auch immer. Er hat mitbekommen wie sich Thomas beschwert und ihn gleich mal zur Schnecke gemacht.

Wenn du die Waffe nicht willst, dann lass sie hier. Du wirst schon sehen, was du davon hat wenn die Gigger kommen. Ich werde dir nicht deinen Arsch retten, nur weil DU zu faul bist deine eigene Waffe mitzubringen! Nimm dir mal ein Beispiel an Boris er rennt nicht nur der Gruppe nach, er versucht auch noch unsere Überlebenschance zu erhöhen."

Ich habe so getan, als würde ich das Gespräch zwischen den beiden nicht hören, aber innerlich bin ich gewachsen. Ramon denkt ich bin ein nützliches Mitglied für unsere Gruppe!

Meine Freude hielt nur leider nicht lange, denn kurz danach hat Ramon verkündet, dass wir in einer Stunde in Richtung Rauch aufbrechen um herauszufinden ob es Menschen oder Gigger sind. Hoffentlich ist es eine Siedlung, in der wir uns eine Weile erholen können.

Und was wenn nicht?

Ich halte es nach wie vor für keine gute Idee in Richtung Rauch zu gehen, da verzichte ich lieber auf Erholung.

Hmmm, immerhin sind wir bewaffnet!


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25. Eintrag

Heute in der Nacht habe ich von dem Feuer und den Menschen die darin verbrannt sind geträumt. Scheinbar habe ich größere Angst zu der Quelle des Rauches zu gehen als ich beim ersten Anblick gedacht habe. Ich habe versucht unter vier Augen mit Ramon darüber zu reden, um ihm klar zu machen, dass es keine gute Idee ist dorthin zu gehen. Wir sind trotzdem weitergegangen. Er meinte, er wolle nicht einfach so dorthin marschieren, sondern zuerst aus der Ferne beobachten was dort vor sich geht, worauf ich ihm davon erzählt habe, dass mir eines dieser Biester gefolgt ist, obwohl ich dachte, mich hätte nichts entdeckt. Daraufhin hat er mich mit so einem Bei-Dir-Wundert-Mich-Das-Nicht-Blick angeschaut. Am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen, aber was würden Sophie und die Anderen dann von mir denken. Mal schauen was uns dort erwartet, vielleicht ist es ja gar nichts Schlimmes und falls doch werden meine letzten Worte, "ich habs euch ja gesagt" sein.
Mit der Zeit werden meine Gefährten immer lockerer und wir unterhalten uns jetzt auch schon über Dinge, die nicht nur das unmittelbare Geschehen betreffen. Wir plaudern während unserer Reise, was möglicherweise etwas unvorsichtig ist, aber wir sind auch nur Menschen und brauchen etwas Ablenkung. Alle haben einige Details aus ihren Leben verraten. David war Netzwerkadministrator, Thomas Kameramann bei einer, seiner Meinung nach, undankbaren kleinen Firma und Sophie Kindergärtnerin. Ramon hat ständig nur gemeint, dass er mit Menschen zu tun gehabt hätte, aber nie wirklich verraten was er gemacht hat. Was hat ein großer, kräftiger Mann mit Menschen zu tun? Wie ein Würstelstandlverkäufer sieht er nicht aus und weshalb würde er es uns nicht verraten wollen, wenn er Türsteher gewesen wäre. Lara hat gar nichts gesagt, sie ist nur etwas abseits gegangen und hat uns zugehört. Naja, die meiste Zeit hat sie David zugehört. Der Mann redet als ob es kein morgen gäbe und scheinbar mag er Schokolade. Geht mir genauso, aber man sieht ihm an, dass er sie lieber hat. Als David kurz eine Pause gemacht hat, um Luft zu holen, hat mir Thomas erklärt, dass er die, wie ich sie ständig bezeichne, Biester oder Viecher, Taggiger nennt. Scheinbar hat ihm seine Mutter, als er noch klein war, immer von einem Nachtgiger erzählt, der ihn holen würde, wenn er nicht rechtzeitig ins Bett ginge. Damals hatte er vor nichts mehr Angst, als vor diesem Wesen.
Eine etwas seltsame Wendung hat das ganze genommen, als wir begonnen haben darüber zu sprechen, wo wir waren, als diese Taggiger zum ersten Mal angegriffen haben. Es hat sich herausgestellt, dass wir alle in der selben Stadt waren. Offensichtlich kann sich auch niemand wirklich erinnern wo sie zu dem Zeitpunkt genau waren. Auch der Zeitraum zwischen dem ersten Angriff und kurz bevor wir uns in dem Bunker getroffen haben scheint aus unseren Köpfen verschwunden zu sein. Einige Details weiß ich noch und wenn ich in meinem Tagebuch zurückblättere sehe ich, dass ich diese schon aufgeschrieben habe, allerdings fehlt mir jegliche Erinnerung an das was ich in dieser Zeit gemacht habe. Den Anderen geht es ganuso. Es ist doch nicht möglich, dass man vier Monate einfach so vergisst, aber jetzt wo ich darüber nachdenke fällt mir tatsächlich nicht mehr ein was passiert ist bevor ich begonnen habe das Tagebuch zu schreiben. Was geht hier eigentlich vor. Es kann doch nicht sein, dass wir alle kollektiven Gedächtnisschwund haben, jedenfalls nicht durch Zufall.
Ich werde während der restlichen Zeit meiner Wache noch ein paar Speere anspitzen, damit wir uns, falls nötig, gegenseitig verteidigen können, wenn wir zu der Quelle des Rauches kommen.


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24. Eintrag

Regen, endlich Regen. Ein Segen für unsere mittlerweile schon wieder ziemlich aufgebrauchten Wasserflaschen. Wir sind fast die ganze Nacht gegangen und es war ruhig wie die letzte Zeit ständig. Fast schon gespenstisch. Bis wir auf einmal mitten im Wald von einem ohrenbetäubenden Krach erschreckt wurden. Wir sind alle regelrecht zusammengezuckt. Und Sophie hat sich gleich bei Ramon eingehängt. Warum mir das wieder aufgefallen ist? Na egeal. Nachdem es kurz darauf zu regnen begonnen hat, vermuten wir das es ein Donner gewesen ist, zumindest hoffen wir das. Aber es hat sich furchterregend angehört. Jedenfalls haben wir dann alle unsere Wasserflaschen herausgeholt und versucht sie mit Wasser zu befüllen. Jeder auf seine eigene Weise. Ich hab versucht das Wasser über das Blatt eines Baumes in die Flasche laufen zu lassen.Hat geklappt. Danach sind wir noch eine ganze Weile weitergegangen. Wie lange weiß ich nicht, ich glaub ich hab jetzt endgültig mein Zeitgefühl verloren. Irgendwann haben wir dann offenbar das Ende des Waldes erreicht. Und hier versuchen wir uns nun versteckt zu halten. Denn vor uns liegt eine weite Ebene, die zwar zum Gehen wahrscheinlich angenehmer ist als der Wald, aber dafür auch kaum Schutz vor Gefahren bietet. In der Ferne am Horizont sehen wir Rauch in die Höhe steigen. Ramon meinte es könnte eine Siedlung oder gar eine Stadt sein. Aber wäre wirklich jemand so unvorsichtig ein Feuer zu machen, das man noch in weiter Ferne erkennen kann? Ich dachte sofort an mein Erlebnis mit diesen Viechern und wie sie die Menschen ins Feuer warfen. Sollte es dort ein ähnliches Schauspiel geben? Ich habe meine Bedenken auch ausgesprochen, aber Ramon hat wieder einmal für die Gruppe entschieden und gemeint wir übernachten hier (oder übertagen? - wie muss das eigentlich richtig heißen? - na auch egal, ich weiß ja was gemeint ist) und gehen dann morgen Richtung Rauch. Mit dem Übernachten bin ich einverstanden, aber ob es so eine gute Idee ist auf den Rauch zuzugehen? Ich bin nicht davon überzeugt. Zumal wir auf der Ebene verstärkt angreifbar sind. Ich würde dem Rauch lieber ausweichen, aber wenn die anderen mitgehen, werde ich das natürlich auch machen. Mittlerweile gehe selbst ich davon aus, dass wir als Gruppe stärker sind, leichter zu finden vermutlich, aber hoffentlich stärker. Mittlerweile beginnt der Horizont aufzuhellen, was für uns bedeutet, dass es Zeit wird uns in den dichteren Wald zurückzuziehen und uns in unsere sporadischen Unterschlüpfe zurückzuziehen. Jeder hat sich zwei Felsen oder ähnliches gesucht und Zweige darüber gelegt. So hat jeder für sich einen kleinen Unterschlupf. Das muss für heute reichen. Leider gibt es nicht überall Höhlen.

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23. Eintrag

Viel zu früh wurde ich zu meiner Wache geweckt. Ich bin nach wie vor total müde und würde am liebsten gleich Thomas aufwecken, damit er mich ablöst. Leider muss ich damit noch knapp 2 Stunden warten.
Bevor wir schlafen gegangen sind, habe ich mir noch einen geraden, langen Stock gesucht, den ich nun begonnen habe zuzuspitzen. Das ist gar nicht so einfach wie ich es mir vorgestellt habe. Das Messer ist leider auch nicht mehr richtig scharf. Es beginnt sogar schon an manchen Stellen zu rosten.
Wie kann das sein? Immerhin steht auf der Klinge eingraviert "stainless Steel".
Auf jeden Fall habe ich es doch noch geschafft den Stock zuzuspitzen. Irgendwo hab ich mal gehört, dass man die Spitze eigentlich im Feuer härten soll. Zu blöd, dass wir kein Feuer machen können. Hoffentlich reicht auch eine ungehärtete Spitze zur Verteidigung.
Noch besser wäre es natürlich wenn wir den Stock gar nicht erst brauchen würden.

Die 2 Stunden waren schneller um als ich gedacht habe und ich konnte endlich schlafen gehen. Ich habe immer noch Probleme bei Tageslicht einzuschlafen, auch wenn ich schon wirklich müde bin.
In der Nacht sind wir weitergegangen, wieder einmal nur endlos Wald. Mitten in der Nacht sind wir auf einen Fluss gestoßen. Wir wollten ihn eigentlich überqueren, aber Ramon war der Meinung, dass wir sicherer in die Zivilisation kommen, wenn wir dem Flusslauf folgen. Irgendwie ist er mittlerweile zu unserem Anführer geworden und wir alle folgen seinem Rat ohne lange zu diskutieren. Anfangs wurde der Wald immer dichter und ich habe begonnen an Ramon zu zweifeln. Aber nach ein paar Stunden hatte ich das Gefühl als ob sich der Wald lichtet.
Als Unterschlupf haben wir eine kleine Höhle gefunden. Ramon hat uns sogar erlaubt ein kleines Feuer zu machen. Ich habe sofort meinen "Speer" darin gehärtet. Erst da scheint es den anderen bewusst geworden zu sein, dass ich schon die ganze Nacht etwas mit mir herumschleppe. Sie alle wollten die Waffe sehen. Ramon hat mich für meine initiative gelobt. Er findet, dass ich mit dem anspitzen wirklich gute Arbeit geleistet habe und der Speer wirklich brauchbar ist. Ein Lob von Ramon! Ich fühle mich wie ein Held. Auch Sophie hat mich irgendwie bewundernd angesehen und sich eine ganze Weile neben mich zum Feuer gesetzt. Zum schlafen hat sie sich aber dann doch wieder zu Ramon gelegt.
Hoffentlich kommen wir bald mal wieder in eine Stadt, ich hab keine Ahnung wie lange ich es noch aushalte mich durch den Wald zu kämpfen. Aber jetzt sollte ich schlafen. Heute hab ich die letzte Wache bevor wir weitergehen, ich kann also endlich mal wieder ausschlafen.


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22. Eintrag

Wir sind wieder weitergegangen und irgendwie scheint der Wald nicht aufzuhören. Es ist enorm anstrengend mit den Rucksäcken voller Proviant und und sonstiger Ausrüstung durch dieses Gelände zu marschieren. Wenn es wenigstens nicht ständig bergauf oder bergab gehen würde und ein wenig Licht würde auch nicht schaden.
Ramon treibt uns immer weiter an, versucht uns zu motivieren und wenn mal jemand zurückfällt wartet er auf denjenigen, um ihm ein wenig zu unterstützen. Meistens ist dieser jemand David. Eigentlich kein Wunder, immerhin ist er nicht unbedingt schlank, aber er schlägt sich meiner Meinung nach trotzdem ganz gut. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich dachte immer, dass ich gut in Form bin, aber mit Ramon und Thomas kann ich nicht wirklich mithalten.
Auf dem Weg hab ich ein wenig mit Lara gesprochen. Wir sind ins Gespräch gekommen weil sie wissen wollte, was ich eigentlich ständig in mein kleines Buch schreibe, was ich ihr dann auch erklärt habe. Sie meinte, dass das nichts für sie sei, denn mit Tagebüchern verbinde sie nichts Gutes. Ich frage mich was sie damit meinte, wollte sie aber nicht direkt darauf ansprechen, wer weiß welche alten Wunden ich aufreißen würde. Sie hat dannach auch nicht mehr viel mit mir gesprochen, offensichtlich war es ihr etwas unangenehm.
Jetzt haben wir uns wieder einen kleinen Unterschlupf gebaut in dem wir übernachten werden. Es ist nach wie vor nichts außer Wald in Sicht und ich mache mir langsam Sorgen, dass uns wilde Tiere angreifen könnten, immerhin haben wir außer ein Messer nichts um uns zu verteidigen. Werde während meiner Wache einen Stock anspitzen.
Bin jetzt zu müde um weiterzuschreiben und werde jetzt schlafen gehen. Ich werde die übernächste Wache übernehmen und sollte dafür ausgeschlafen sein.


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21. Eintrag

Will mich Sophie Eifersüchtig machen? Manchmal habe ich den Eindruck, weil sie öfter zur mir herüber sieht, wenn sie mit Ramon spricht. Aber es ist eigentlich auch egal, weil ich in erster Linie meine Familie finden möchte. Oder zumindest endlich Gewissheit darüber, was mit ihnen geschehen ist. Aber der Gedanke Sophie könnte mich mögen, ist doch irgendwie aufmunternd und gibt mir irgendwie neue Energie. Auch wenn ich eigentlich nicht zu viel darüber nachdenken möchte.
Mittlerweile sind wird weiter Richtung Osten gezogen. Wir denken zumindest, dass die Richtung stimmen müsste. Wir haben den Sonnestand untertags ein paar mal beobachtet und auch wo sie untergeht und sind dann die entgegengesetzte Richtung gegangen. Aber keiner von uns weiß, ob wir die Richtung beibehalten habe. In der Nacht ist das Navigieren eben besonders schwierig. Jetzt übernachten wir im Wald. Was heißt übernachten, es wird ja bereits wieder hell. Wir haben uns eine sehr dichte Stelle gesucht, an der kaum Sonne durchkommt und aus Ästen einen Unterschlupf gebaut und hoffen jetzt nicht entdeckt zu werden. Es ist erneut sehr kalt. Gott sei Danke habe ich aus der Hütte eine Decke mitgenommen. Wir unterhalten uns nur mehr im Flüsterton. Unsere Wanderung führte uns erneut durch sehr schwieriges Gelände. Eine Gegend mit viel Wald und vielen Felsen. Darum haben wir, glaube ich zumindest, keinen sehr weiten Weg zurückgelegt. Aber das kann ich im Augenblick nur vermuten. Wir waren auch da schon alle sehr schweigsam, was wir viel Zeit zum Nachdenken gegeben hat. Vielleicht zu viel Zeit. Irgendwas ist an diesen Leuten merkwürdig. Zuerst erzähle ich ihnen, was ich vorhabe und warum ich nach Osten gehen möchte. Und dann tun sie so als wüssten sie von nichts. Auch hat zumindest ein Teil der Gruppe gemeint sie möchten näheres über die Leute in Erfahrung bringen, die uns gefangen gehalten haben. Und kaum 24 Stunden später sind sie mir alle gefolgt. Ich verstehe es nicht. Auch die Sache mit dem Strichcode ist merkwürdig. Ich weiß genau, dass ich einen gesehen habe. Und alles erzählen mir das sei nicht war. Ich hätte ihn in einem Film gesehen? Schwachsinn. Ich schaute nicht viel fern und fürs Kino hatte ich wegen der Kinder auch nie Zeit. Und wenn dann waren es Familienfilme. Und da halte ich es für unwahrscheinlich, dass Strichcodes im Nacken eine Rolle spielen. Werde ich verrückt? Oder wollen mich die anderen in den Wahnsinn treiben. Stecken die mit dem Militär oder wer auch immer diese Leute waren, unter einer Decke. Wurden sie umgepolt. Sind sie zur feindlichen Seite übergelaufen? Ich muss auf der Hut sein. Ich glaube allmählich verstärkt sich meine Paranoia.
Ich musste kurz unterbrechen. Hatte was im Wald gehört, aber es war scheinbar nichts. Ich dachte da knurrt was und ich meinte das Knacksen eines Astes gehört zu haben. War wohl nur der Wind. Ich halte nämlich gerade Wache. Jeder von uns kommt mal dran. Vor mir war Ramon an der Reihe. Jetzt liegt er neben Sophie. Sie sieht auch im Schlafen bezaubernd aus. Aber verdammt, ich bin mit meinen Gedanken schon wieder nicht bei der Sache. Ich muss mich konzentrieren. Ich merke, dass ich müde werde. Ich glaube ich lasse mich in Kürze ablösen. Ohne Uhr ist es schwer zu sagen jeder macht 2 Stunden Wache. Darum haben wir uns darauf geeinigt, dass jeder von uns seinen Nachfolger weckt, wenn einer müde wird. Ein System, das auf Vertrauen aufgebaut ist. Aber kann ich denen wirklich vertrauen. Ein paar Minuten versuche ich noch durchzuhalten, dann werde ich Thomas wecken.


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20. Eintrag

Wir haben den Tag damit verbracht uns von den Strapazen der letzten Tage zu erholen. Schon kurz nachdem wir beschlossen hatten, dass wir noch einen Tag bzw. eine Nacht in der Hütte bleiben haben wir uns alle einen Platz zum schlafen gesucht.

Ich habe in einem der Kästen eine alte Decke gefunden, die auch schon bessere Tage gesehen hat, aber als Unterlage um darauf zu schlafen war sie gut genug. Sophie hat sich in die Nähe von Ramon gelegt... keine Ahnung warum ich immer darauf herumreite. Ich habe eine Familie die ich über alles liebe, also warum stört es mich derart, dass sie sich zu Ramon hingezogen fühlt?
Neben dem Kamin war genügend Platz, also hab ich mich dort hin gelegt. Hätte ich mich genauso gut irgendwo anders hinlegen können, weil darin sowieso kein Feuer brannte.

Zum ersten mal seit langem hab ich mal wieder einen Tag durchgeschlafen. Thomas hat mich dann irgendwann nachdem es dunkel wurde geweckt. Wir haben die ganze Nacht darüber diskutiert wie wir am besten vorgehen sollten. Denn immerhin hat niemand von uns eine Ahnung wo wir uns befinden.
Und auch wenn es möglicherweise Wahnsinn ist, haben wir beschlossen uns gleich am nächsten Abend weiter Richtung Osten durchzuschlagen. Immer der aufgehenden Sonne entgegen...irgendwie hab ich ein echt gutes Gefühl bei dem Gedanken.

Wir werden einfach immer weiter Richtung Osten gehen. irgendwann müssen wir doch auf Zivilisation treffen.
Oder zumindest was noch von ihr übrig geblieben ist.


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19. Eintrag

Ganz offensichtlich bin ich doch nicht mehr ganz bei Verstand. Ein paar Leute aus dem Bunker sind mir, mehr oder weniger freiwillig, gefolgt. Thomas, Ramon, David, Lara und Sophie. Sie meinten ich sei ganz panisch ins Freie gestürzt und dann nur noch gerannt, aber irgendwie hab ich das anders in Erinnerung. Naja, egal. Sie haben sich Sorgen gemacht, weil ich einen leeren Rucksack mitgenommen habe und wollten mich zurückholen. Scheinbar habe ich ständig etwas von Osten geredet, aber keiner hatte eine Ahnung was ich dort wollte. Sie wollten mich davor bewahren, dass ich in meinen sicheren Tod laufe, was ihnen im Endeffekt das Leben gerettet hat. Für den Fall, dass sie Draußen übernachten müssen, haben sie sich Essen eingepackt und sind mir ins Freie gefolgt. Lisa war zu verstört von den jüngsten Ereignissen, also haben sie sie zurückgelassen, genau wie die zwei anderen Frauen. Der Mann mit der Panikattacke lag zu dem Zeitpunkt noch bewusstlos am Boden. Als die Fünf aus dem Bunker gegangen sind um nach mir zu suchen, ging hinter ihnen plötzlich das Tor zu. Die Versuche das Tor wieder zu öffnen waren vergebens. Als sie bereits aufgegeben hatten und mit der Suche nach mir beginnen wollten, hörten sie plötzlich wieder das laute Knacken und das Tor sprang einen Spalt auf. Neugierig hat Ramon die Initiative ergriffen und ist zurück in den Bunker gegangen um zu entdecken, dass alles nur noch Staub und Asche war. Scheinbar ist alles verbrannt. Nicht einmal ein kleines Feuer war noch zu finden, denn es war nichts mehr da, das noch brennen hätte können. Dieses Detail hat er den anderen aber erspart und nur mir erzählt. Das war jedenfalls genug Ansporn um sofort auf die Suche nach mir zu gehen. Zu deren Glück war Ramon Leiter bei den Pfadfindern und hatte einige Ahnung vom Fährten lesen und so hat er, wie schon zuvor, die Führung bei der Suche nach mir übernommen. Scheinbar hatten sie keine Probleme mich zu verfolgen. Knapp nachdem ich mit meinem letzten Tagebucheintrag fertig war, sind sie hier beim Haus angekommen. Es war schon hell, aber sie haben keinen sicheren Platz zum übernachten gefunden. Diese Leute hätten wegen mir sterben können, hätten sie das Haus nicht gefunden. Andererseits wären wir jetzt wohl alle tot, wären wir im Bunker geblieben.
Heute habe ich mir den Himmel angeschaut und musste feststellen, dass mir der Sternenhimmel vollkommen fremd ist. Ich erkenne einfach keine Sternbilder. Vielleicht ist es schon zu lange her, dass ich darauf geachtet habe oder es liegt daran, dass man viel mehr Sterne sieht, als in einer Vorstadt, immerhin bin ich kein Astronom, sondern Buchhalter. Auch Ramon, in den ich meine letzte Hoffnung gelegt hatte, meinte er sei mit Sternennavigation nie zurechtgekommen. Es könnte genausogut ein fremder Planet sein auf dem wir uns befinden, mittlerweile würde ich wirklich alles glauben. Meinem Verstand traue ich auch nicht mehr. Der Strichcode auf meinem Nacken war offensichtlich auch nur Einbildung. Thomas meinte, dass ich das wohl aus irgendeinem Film habe.
Wir haben beschlossen noch einen Tag hier zu bleiben und uns Gedanken darüber zu machen wie wir weiter vorgehen sollen, bevor wir unsere sichere Position aufgeben. Alle sind sich einig, das wir nach unseren Familien suchen müssen, zumindest denen von David und mir, alle anderen sind entweder nie verheiratet gewesen oder geschieden und Kinder habe nur ich. Davids Frau war schwanger als er von ihr getrennt wurde, allerdings war sie in guten Händen bei den Leuten bei denen sie waren, bevor er entführt und in den Bunker gesteckt wurde.
Das Gewand, das ich gestern im Schrank gefunden habe, ist uns allen zu groß, was irgendwie auch zu erwarten war, immerhin haben wir alle sehr lange mit sehr wenig Nahrung auskommen müssen und sind jetzt einigermaßen abgemagert. Wir werden uns aber trotzdem etwas in die Rucksäcke packen, man weiß ja nie was einen erwartet.
Sophie scheint sich an Ramon heranzumachen und ich weiß es sollte mich nicht stören, aber aus irgendeinem Grund tut es das. Ich versuche mich damit abzulenken an meine Familie zu denken, aber es fällt mir immer schwerer. Was wenn sie auch in so einem Bunker verbrannt sind. Würden sie mich mit meinem entstellten Gesicht überhaupt noch wiedererkennen. Warum redet Sophie ständig mit Ramon.


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