46. Eintrag

Als ich mich ins Gras gelegt habe, bin ich eingeschlafen und hatte einen seltsamen Traum. Ich habe beobachtet wie Menschen, die mir unbekannt waren, von Giggern verfolgt wurden. Sie sind um ihr Leben gelaufen, waren allerdings nicht schnell genug um zu entkommen. Kurz bevor sie eingeholt wurden, sind die Gigger kreischend an mir vorbeigerannt, als ob ich gar nicht anwesend wäre. Beobachtend wie die Menschen zu Boden geschleudert und umgebracht wurden, stieg in mir ein Gefühl der Euphorie auf und ich habe mich gefreut das Ereignis beobachten zu dürfen.
Ich kann mich nicht erinnern wann ich meinen letzten Traum hatte, aber er war sicher nicht so eigenartig wie dieser letzte. Egal wie unsympathisch mir ein Mensch ist, ich würde mich sicher nicht freuen zuzusehen wie er von diesen stinkenden Bestien zerfleischt wird. Sowas wünsche ich niemanden, schon allein wegen dem Geruch nicht.
Als ich aufgewacht bin, war Ramon schon zurückgekehrt und hatte sogar einen bekannten Begleiter dabei. Der Doc beehrt uns wieder einmal mit seiner Anwesenheit. Zumindest glaube ich, dass er es ist, denn offenbar leidet er an Amnesie. Das scheint im Moment eine recht weit verbreitete Krankheit zu sein.
Ramon hat erzählt das er den Doc in der Nähe der Schlucht entdeckt habe, sich aber aus der Entfernung nicht sicher gewesen wäre, es mit einem Menschen oder einem Gigger zu tun zu haben. Er meinte, die Distanz erschwerte es ihm das zu unterscheiden, denn der Doc war komplett in Schwarz gekleidet, hat sich aber nicht wie ein Gigger verhalten, also beobachtete er ihn ein Zeit lang. Das ist auch der Grund, weshalb er so lange fort war. Er wollte sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Offenbar wanderte der Doc nur planlos durch die Gegend, ohne ersichtliches Ziel, also hat sich Ramon etwas näher an ihn herangewagt und hat den alten Bekannten wiedererkannt und hier her mitgebracht.
Erzählen kann er uns leider nichts, da er nicht einmal weiß wie sein eigener Name ist und wo er sich befindet. Alles was er weiß ist, dass er heute irgendwo in der Nähe der Schlucht aufgewacht ist und kurz vor der Verzweiflung stand. Wäre er nicht Ramon begegnet, meinte er, hätte er sich die Schlucht hinuntergestürzt. Die Frage, ob er diese "Sirene" gehört hat, bejahte er und meinte, dass ihm dieses Heulen sehr vertraut vorkam, aber was es war konnte er uns nicht verraten.
Es wundert mich gar nicht mehr, dass wieder etwas Eigenartiges passiert ist, das scheint mittlerweile Alltag zu sein, genau wie Amnesie. Wäre ich in der Pubertät, wäre ich wohl beleidigt wenn ich keine hätte, so üblich scheint sie zu sein.
Immerhin ist Ramon wieder aufgetaucht und jetzt werden wir bald aufbrechen. Es ist schon einigermaßen lange dunkel, also werden wir nicht allzu weit kommen, aber Ramon meinte sowieso, dass er nicht weit gehen will, denn er ist offenbar von seiner Observation einigermaßen erschöpft.
Was ich mit dem Doc anfangen soll weiß ich nicht so recht. Kann man ihm glauben, dass er sich an nichts mehr erinnern kann. Es scheint mir, aufgrund der vergangenen Ereignisse plausibel, aber wer weiß. Vielleicht ist es ja auch gar nicht der Doc, sonder sein böser Zwilling, könnte aber auch sein guter Zwilling sein. Eigentlich ist es mir mittlerweile fast schon egal, vermutlich liege ich gefesselt in einer Irrenanstalt an ein Bett gefesselt und bilde mir das alles nur ein.


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45. Eintrag

Wir sind setzt schon eine ganze Weile auf der Lichtung. Nur von ein paar Felsen geschützt. Nicht die beste Gegend um sich zu verstecken, so rundherum von Wald umgeben. Wir haben aber beschlossen doch wieder abzuwarten bis es dunkel wird, um dann weiterzugehen. Pfeif auf die Empfehlung vom Doc. Ramon ist noch einmal zurückgegangen, um zu sehen ob uns jemand folgt und ob sich auf der anderen Seite der Schlucht etwas tut, falls er sie wieder findet. . V.a der Junge braucht wieder ein wenig Ruhe. Es ist eh erstaunlich was so Kinder alles aushalten. Ob meine Mädls zu Hause auch so stark sind? Ich hoffe es sehr. Mir war auch aufgefallen, dass David keinen Speer mehr hat. Er hat gemeint er hätte ihn wohl vor lauter Hektik im Bunker liegen lassen. Ihm war es offenbar peinlich, drum hat er nichts gesagt. Ich hab die Zeit genutzt und ihm einen neuen gemacht.
Sophie scheint es im Augenblick etwas besser zu gehen. Sie unterhält sich mal wieder mit Lara, die immer noch ihre Muskelstärkungsübungen macht. Ganz schön ehrgeizig die Frau. Jetzt geht sie mal wieder im Kreis und Sophie neben her. Was sich die wohl erzählen? Frauengespräche vermutlich. Zumindest flüstern sie. David war ziemlich angetan von seinem neuen Speer und hat sich - offenbar vor lauter Freude – mal gleich wieder hingelegt. Aber wahrscheinlich doch eher nur, weil er mal wieder müde ist. Und der kleine Ben ist mit dem Kopf auf Sabrinas Schoß eingeschlafen. Alles in allem ist es gerade angenehm ruhig.
Bin schon neugierig was uns Ramon so erzählt. So langsam aber sicher könnte er wieder da sein. Bevor er gegangen ist hat er sein Leibchen ausgestaubt und dabei ist mein Blick auf seinen Arm gefallen. Ich hab festgestellt, dass er sich tatsächlich was eingeritzt hat. Ganz schön krank der Typ. Da steht: S4E und darunter TID – was auch immer das bedeutet. Naja, wenn’s ihm gefällt.

Vorbei ist es mit der angenehmen Ruhe. Gerade wurden wir durch eine Art starkes Heulen aufgeschreckt. Ein Geräusch, das wir nur schwer zuordnen können. Allerdings kam das Geräusch nicht von dort wo wir her kamen sondern aus der entgegengesetzten Richtung – es sei denn meine Orientierung ist jetzt vollends hinüber. Aber auch die anderen sind meiner Meinung. Wir haben uns alle an die uns Schutz bietenden Felsen gedrückt und mit unseren Blick alles abgesucht, auch den Himmel, konnten aber beim besten Willen nichts entdecken. Keiner von uns kann das Geräusch richtig zu ordnen. Es klang jedenfalls nicht wie ein Gigger. Es heulte 3mal und dann war es wieder vorbei. Ob Ramon das auch gehört hat? Was kann das gewesen sein. Eine Sirene? David meinte es hörte sich an wie ein Hund mit Lautsprecher. Aber Hunde jaulen mehr. Und das meiner Meinung nach nicht so tief. Sophie stellte die Frage in den Raum, ob es sich um eine Art Motor gehandelt haben konnte? Gute Frage, aber keiner von uns hatte eine Antwort darauf.
Mittlerweile wird bricht die Dämmerung herein. Es sollte also demnächst Finster werden. Was tun wir, wenn Ramon nicht kommt? Sollen wir warten? Zumindest eine Zeitlang? Oder sollen wir einfach weiter gehen? Da die anderen eh wie es scheint hell wach sind und aufpassen, werde ich mich jetzt auch ein bisschen in Gras legen und die langsam sichtbar werdenden Sterne beobachten. Vielleicht gelingt es mir ja so irgendwie zu erkennen, wo wir uns befinden bzw. in welche Himmelsrichtung wir gehen.


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44. Eintrag

Bei Tagesanbruch ist Ramon nach draußen gegangen. Er wollte versuchen einen Weg auf die andere Seite der Schlucht zu finden. Eigentlich wollte er nicht mehr während dem Tag nach draußen, aber er meinte nur so kann er sicher sein, dass er nicht irgendeinen Abstieg in die Schlucht übersieht.
Nach einiger Zeit ist er wieder zurückgekommen. Er schien recht zufrieden mit sich zu sein, dass er einen Weg auf die andere Seite der Schlucht gefunden hat.
Leider ist es kein einfacher Weg, aber er ist zuversichtlich, dass wir es alle schaffen können. Außerdem hätten wir dann die Schlucht zwischen uns und den Giggern. Das könnte uns ein paar Tage oder vielleicht sogar dauerhaft Ruhe bescheren.
Wir sind also gleich aufgebrochen, da es sicherer ist die Schlucht bei Tag zu überqueren als in der Nacht aufgrund der schlechten Sicht abzurutschen und in die Tiefe zu stürzen.
Im nachhinein betrachtet finde ich, dass Ramon die Situation viel dramatischer dargestellt hat, als sie eigentlich war. Wir haben es alle in einer knappen Stunde auf die andere Seite geschafft.
Ramon hatte sogar noch ein Ass im Ärmel um es den Giggern noch schwerer zu machen uns zu folgen. Ich habe keine Ahnung wie er es gemacht hat, aber irgendwie hat er es geschafft den Pfad für den Abstieg so zu präparieren, dass er ihn mit einem gezielten Steinwurf von der anderen Seite der Schlucht aus zum Einsturz bringen konnte.
Einzig die dabei entstandene Staubwolke hat er anscheinend nicht eingeplant. Nach einem kurzen Fluch hat er uns zugerufen wir sollen so schnell wie möglich in den Wald laufen und ist losgedüst.
Ich war erstaunt zu sehen, dass sogar Lara wieder laufen kann. Sie bildete zwar das Schlusslicht, aber sie hat es mit uns in den Wald geschafft.
Dort sind wir noch eine weile weitergelaufen um so viel Abstand wie möglich zwischen uns und die Schlucht zu bringen.
Jetzt sitzen wir auf einer kleinen Lichtung und versuchen wieder zu Atem zu kommen.
Hoffentlich weiß Ramon noch in welche Richtung der Pfeil gezeigt hat, denn ich habe vor lauter Laufen im Wald völlig die Orientierung verloren.


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43. Eintrag

Sophie hat sich heute übergeben. Sie scheint tatsächlich schwanger zu sein, zumindest vermute ich das, keine Ahnung wie das bei meinen Kindern war, aber ich bin mir recht sicher, dass Übelkeit ein Indikator dafür ist. Sie sitzt jetzt die meiste Zeit bei Lara und weint, vermutlich weil sie realisiert hat was für eine schwachsinnige Idee es war, hier ein Kind bekommen zu wollen. Ich kann es nach wie vor nicht nachvollziehen, aber sie sieht irgendwie lieb aus wenn sie weint.
Lara versucht, wenn Sophie mal nicht an ihr hängt, ihre Beine zu stärken, indem sie im Kreis geht. Ein paar Runden im und ein paar gegen den Uhrzeigersinn. Dadurch ist sie die meiste Zeit beschäftigt und ich komme nicht dazu mit ihr zu reden. Wenn sie mal Zeit hätte, ist David bei ihr.
Der ist, im Vergleich zu den letzten paar Tagen, relativ selten bei Lara und hat sich mittlerweile mit Ben angefreundet. Die beiden haben sich zwei Stöcke geschnappt und spielen alle möglichen Szenen aus Star Wars nach, wobei David immer der große Typ mit Asthma und Ben sein Sohn ist.
Sabrina scheint das sehr zu helfen, denn sie kann sich mal eine Auszeit von ihrer Pflicht als Mutter nehmen und die anderen etwas besser kennen lernen. Die meiste Zeit war sie bei Sophie und Lara und später ist sie auch zu mir gekommen. Sie hat mir von ihrem Mann erzählt, der bei einem Fernsehsender gearbeitet hat, aber ihre Erinnerungen sind, genau wie meine, sehr lückenhaft. Als ich sie gefragt habe ob Ben nur eine Abkürzung für Benjamin sei, hat sie mich nur schief angeschaut und gemeint Ben sei sein ganzer Name. Wer ist so faul und gibt seinem Kind nicht einmal einen ganzen Namen oder hat sie das auch nur vergessen.
Dabei fällt mir auf, ich habe schon seit einiger Zeit nichts mehr vergessen. Ich kann mich an meine Familie erinnern, ohne in das Tagebuch schauen zu müssen. Zwar weiß ich leider nicht mehr wirklich wie sie aussehen, aber ich bin mir sicher wenn ich sie wieder sehe erkenne ich sie. Oh mein Gott, das ist das erste mal seit langem, dass ich mich so richtig über etwas freue.
Ganz im Gegensatz zu Ramon. Der sitzt nach wie vor vor dem Eingang der Höhle und beobachtet den Ausgang. Immerhin hat er mittlerweile aufgehört sich mit dem Messer zu schneiden. Ein Depressiver ist das letzte, das wir in dieser Situation brauchen. Ich frage mich, was ihn plötzlich so verändert hat. Als ihn Sabrina ansprechen wollte hat er sie nur böse angeschaut, woraufhin sie zu mir gekommen ist. Ich hoffe nur, dass er keinen Blödsinn macht, er ist immerhin das wertvollste Mitglied unserer Gruppe und ihn zu verlieren wäre fatal.

Habe gerade mit Ramon gesprochen und ihn gefragt, wann wir weitergehen. Er hat gemeint, in einer Stunde brechen wir auf. Nach über einem Tag den wir hier verbracht haben, ist das das erste Mal, dass ich ihn sprechen gehört habe, aber nach einer kleinen Unterhaltung habe ich das Gefühl, dass er wieder halbwegs normal ist. Zumindest wirkt er so. Auf seine seltsam ruhige Phase wollte ich ihn noch nicht ansprechen, wer weiß wie er darauf reagiert. Vielleicht hat ihm Sophie einfach nur verraten, dass sie schwanger ist.
In unserem Gespräch hat er mir verraten, dass wir irgendwie auf die andere Seite der Schlucht müssen, weil das die Richtung ist in die der Pfeil gezeigt hat. Ich finde das mit dem Pfeil zwar etwas seltsam, aber was solls. Ich denke diese Richtung ist so gut wie jede Andere.


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