Heute in der Nacht habe ich von dem Feuer und den Menschen die darin verbrannt sind geträumt. Scheinbar habe ich größere Angst zu der Quelle des Rauches zu gehen als ich beim ersten Anblick gedacht habe. Ich habe versucht unter vier Augen mit Ramon darüber zu reden, um ihm klar zu machen, dass es keine gute Idee ist dorthin zu gehen. Wir sind trotzdem weitergegangen. Er meinte, er wolle nicht einfach so dorthin marschieren, sondern zuerst aus der Ferne beobachten was dort vor sich geht, worauf ich ihm davon erzählt habe, dass mir eines dieser Biester gefolgt ist, obwohl ich dachte, mich hätte nichts entdeckt. Daraufhin hat er mich mit so einem Bei-Dir-Wundert-Mich-Das-Nicht-Blick angeschaut. Am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen, aber was würden Sophie und die Anderen dann von mir denken. Mal schauen was uns dort erwartet, vielleicht ist es ja gar nichts Schlimmes und falls doch werden meine letzten Worte, "ich habs euch ja gesagt" sein.
Mit der Zeit werden meine Gefährten immer lockerer und wir unterhalten uns jetzt auch schon über Dinge, die nicht nur das unmittelbare Geschehen betreffen. Wir plaudern während unserer Reise, was möglicherweise etwas unvorsichtig ist, aber wir sind auch nur Menschen und brauchen etwas Ablenkung. Alle haben einige Details aus ihren Leben verraten. David war Netzwerkadministrator, Thomas Kameramann bei einer, seiner Meinung nach, undankbaren kleinen Firma und Sophie Kindergärtnerin. Ramon hat ständig nur gemeint, dass er mit Menschen zu tun gehabt hätte, aber nie wirklich verraten was er gemacht hat. Was hat ein großer, kräftiger Mann mit Menschen zu tun? Wie ein Würstelstandlverkäufer sieht er nicht aus und weshalb würde er es uns nicht verraten wollen, wenn er Türsteher gewesen wäre. Lara hat gar nichts gesagt, sie ist nur etwas abseits gegangen und hat uns zugehört. Naja, die meiste Zeit hat sie David zugehört. Der Mann redet als ob es kein morgen gäbe und scheinbar mag er Schokolade. Geht mir genauso, aber man sieht ihm an, dass er sie lieber hat. Als David kurz eine Pause gemacht hat, um Luft zu holen, hat mir Thomas erklärt, dass er die, wie ich sie ständig bezeichne, Biester oder Viecher, Taggiger nennt. Scheinbar hat ihm seine Mutter, als er noch klein war, immer von einem Nachtgiger erzählt, der ihn holen würde, wenn er nicht rechtzeitig ins Bett ginge. Damals hatte er vor nichts mehr Angst, als vor diesem Wesen.
Eine etwas seltsame Wendung hat das ganze genommen, als wir begonnen haben darüber zu sprechen, wo wir waren, als diese Taggiger zum ersten Mal angegriffen haben. Es hat sich herausgestellt, dass wir alle in der selben Stadt waren. Offensichtlich kann sich auch niemand wirklich erinnern wo sie zu dem Zeitpunkt genau waren. Auch der Zeitraum zwischen dem ersten Angriff und kurz bevor wir uns in dem Bunker getroffen haben scheint aus unseren Köpfen verschwunden zu sein. Einige Details weiß ich noch und wenn ich in meinem Tagebuch zurückblättere sehe ich, dass ich diese schon aufgeschrieben habe, allerdings fehlt mir jegliche Erinnerung an das was ich in dieser Zeit gemacht habe. Den Anderen geht es ganuso. Es ist doch nicht möglich, dass man vier Monate einfach so vergisst, aber jetzt wo ich darüber nachdenke fällt mir tatsächlich nicht mehr ein was passiert ist bevor ich begonnen habe das Tagebuch zu schreiben. Was geht hier eigentlich vor. Es kann doch nicht sein, dass wir alle kollektiven Gedächtnisschwund haben, jedenfalls nicht durch Zufall.
Ich werde während der restlichen Zeit meiner Wache noch ein paar Speere anspitzen, damit wir uns, falls nötig, gegenseitig verteidigen können, wenn wir zu der Quelle des Rauches kommen.
Tweet
3 Kommentare:
Das ist jetzt aber nicht wahr? :-))) "Thomas Kameramann bei einer, seiner Meinung nach, undankbaren kleinen Firma" :-))) Zuerst die Höhle und jetzt das :-)
Dazu sag ich nur ;)
Der "Bei-Dir-Wundert-Mich-Das-Nicht-Blick" gefällt mir. :-)
Kommentar veröffentlichen