22. März 2012

Ich hätte es mir denken können, es war einfach zu schön um war zu sein, so viel Gutes kann einer einzigen Person in so kurzer Zeit einfach nicht passieren. Nicht unter diesen Umständen. Es hat mich schon gewundert, dass die Monster (ich sollte ihnen wohl irgendeinen Namen geben, irgendwie wirkt es seltsam sie so zu nennen, auch wenn sie es sind) unsere provisorische Behausung nicht gefunden haben und die Schule in so kurzer Zeit zu erreichen hätte ich auch nicht erwartet. Scheinbar waren es gar keine fünfzig Kilometer. Selber fühle ich mich auch schon wieder sehr gut. Das Fieber scheint komplett weg zu sein und ich fühle mich auch wieder richtig kräftig. Auf dem Weg hat nur der Doc mit mir gesprochen, die anderen beiden haben größtenteils geschwiegen. Unsere Gespräche waren hauptsächlich darüber, ob ich sonst noch weiß wo Überlebende sein könnten. Nachdem ich ihm klar gemacht habe, dass ich keine Ahnung habe, habe ich ihm über meine Familie erzählt, meine zwei Töchter, meine Frau und dass ich nicht weiß ob sie noch am Leben sind, weil ich zu dem Zeitpunkt, an dem die Welt zugrunde ging, auf Geschäfftsreise war. Er war zu dem Zeitpunkt in seiner Praxis und als er zurück zu seinem Haus gekommen war, war dieses vollkommen verwüstet und niemand mehr darin zu finden. Er meinte, es sei zwar schon sehr lange her, aber es schmerzt noch immer darüber nachzudenken. Er hat vollkommen recht, so schlimm wie der Gedanke an das mögliche Schicksal meiner Familie ist können die Schmerzen der Wunde an meinem Arm nicht einmal annähernd sein. Ich habe Angst ihre Gesichter ganz zu vergessen, meine Erinnerung an sie ist jetzt schon sehr verwaschen.
Als wir in den Keller der Schule geschaut haben, war dieser vollkommen leer. Nichts, außer haufenweise unbrauchbares Zeug und ein paar Kinderleichen. Die leblosen Körper die überall liegen fallen einem nach einiger Zeit garnicht mehr auf, aber Kinder sind was anderes. Ein paar Schreibutensilien hab ich dann doch mitgenommen, um dieses Tagebuch auch weiterhin führen zu können und ein paar Bücher hab ich mir auch eingesteckt. Da es schon eingermaßen früh war haben wir beschlossen in einem nahegelegenen Gebäude zu übernachten, weil der Keller nur eine Todesfalle gewesen wäre. Wir haben gerade alles so hergerichtet wie wir es brauchten und ich wollte gerade meinen nächsten Tagebucheintrag machen, da kommt plötzlich jemand durch die Türe und sagt zu uns, wir sollen uns nicht ershrecken, er habe uns bei der Schule gesehen. Er hat uns erklärt, dass seine Leute viele Botschaften, wie die die ich gefunden habe, in der Umgebung verteilt haben, aber sie sich selber nicht in der Schule aufhalten, weil es ein zu großes Risiko wäre. Also beobachten sie nur den Eingang und holen die Leute, die sie für vertrauenswürdig halten, zu sich.
Er hat uns gebeten mit ihm zu kommen, was wir auch gemacht haben und uns in ein nahegelegenes Gebäude geführt, wo noch weitere Überlebende auf uns gewartet haben. Das war der Zeitpunkt an dem alles bisher geschehene eine böse Wendung genommen hat.
Ich hätte es mir schon denken können, als der Doc auf dem Weg zu den anderen Überlebenden zu schwitzen begonnen hat, obwohl es draußen recht kühl war.
Dort angekommen hat uns die ganze Gruppe begrüßt und die zwei Männer haben gefragt, ob es noch überlebende gibt die im Moment nicht anwesend sind. Nachdem ihnen bestätigt wurde, dass alle hier sind, haben die beiden Waffen aus ihren Rucksäcken gezogen und gedroht uns zu erschiesen, falls wir eine falsche Bewegung machen sollten. Der Doc meinte ständig, dass es nicht nötig sei, darauf haben die beiden anderen ihn gefragt, ob er unser Schicksal teilen möchte. Der Doc hat das natürlich verneint. Sie haben uns in einen Raum gesperrt und offenbar die Behausung dieser Leute durchsucht.
Jetzt wo wir hier drinnen sitzen habe ich mich mit meinen Mitgefangenen Bekanntschaft geschlossen, nur habe ich mir, bis auf einen, keinen einzigen Namen gemerkt. Sophie. Sie erinnert mich an eine Freundinn die ich mal hatte. Nicht unbedingt vom Aussehen, obwohl sie wirklich gut aussieht, sondern vom Charakter her. Eine sehr gute Person, die versucht hat die Leute zu beruhigen. Dannach hat sie die Kinder, von denen keines eines von ihr ist, schlafen gelegt und ist zu mir gekommen um mit mir zu reden. Es tut gut mit jemandem reden zu können, ich werde mein Tagebuch aber trotzdem weiterführen, damit ich nicht vergesse. Ich darf nicht vergessen, vor allem nicht ihre Gesichter. Hoffentlich sind sie noch am Leben.
Mittlerweile schlafen alle und ich bin auch schon müde. Es macht keinen Sinn munter zu bleiben und abzuwarten was die zwei Männer und der Doc draußen machen, außerdem dürften sie sich auch schon hingelegt haben, zumindest höre ich nichts mehr und bei Tag werden sie wohl kaum hinausgehen. Ach ja, anscheinend haben die Leute hier mittels Kalender Tage gezählt. Um ganz ehrlich zu sein hätte ich gedacht, dass es schon länger her ist, seit ich meine Familie das letzte mal gesehen habe.

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